Montag, 25. April 2011

Dubai

Mittwoch, 27.10., 13:48h (MEZ+2)

Mein neues Lieblingswort heißt „stopover“. Wie beschreibt man diese Stadt, ohne ständig Superlative zu verwenden? „Das größte Einkaufszentrum der Welt“ zum Beispiel oder „das höchste Gebäude der Welt“. Wo sonst sieht man Haifische durch Einkaufszentren schwimmen und Scheichs auf dem Segway rumfahren? Dubai ist schon eine Nummer. Da kann auch Shanghai nicht mithalten. Zwei Arten von Gebäuden dominieren: Gebäude, die erst vor kurzem gebaut wurden und Gebäude, die aktuell noch gebaut werden. Manche Gebäude sind gigantisch, andere sind noch gigantischer. Wahnsinn, was wir in den zehn Stunden Dubai alles gesehen haben an Glitzerwelten, SUVs, Arabern im traditionellen Gewand, breiten Autobahnen, Baustellen, Luxushotels, sogar eine Skihalle. Gefühlt haben wir ganz Dubai gesehen, aber der Irrsinn geht natürlich noch viel weiter, mit Golfplätzen in der Wüste, Kamel-, Pferde- und Autorennbahn und den ganzen aufgeschütteten Inseln (drei Palmen und einmal die ganze Welt), die wir hoffentlich gleich noch mal aus dem Flugzeug sehen.








Zwei besondere Highlights waren unser kurzer Badegang neben dem Burj Al Arab-Hotel (genau, dieses 7-Sterne-Hotel, wo Agassi und Federer mal auf dem Dach Tennis gespielt haben) und die Fahrt auf der Holzbarkasse über den Dubai Creek. Badewetter und angenehme Wassertemperatur mit schönem Sandstand sind Ende Oktober schon was tolles, zumal wenn man weiß, dass in Deutschland gerade Minusgrade herrschen. Mit den „Einheimischen“ (85% der Bewohner Dubais stammen aus dem Ausland, überwiegend aus Indien und Pakistan) auf dem wackeligen Holzboot über den Fluss überzusetzen war auch toll. Überhaupt hat uns die Altstadt sehr überrascht: seit dem Beginn des Ölbooms in den 1970er Jahren hat sich da nicht mehr allzu viel geändert, Glasfassaden und Hochhäuser sind selten, dafür gibt es noch den alten Gewürzmarkt, zahlreiche Minarette und die Geschäfte und Menschen, die man halt in einer arabischen Stadt erwartet. Mit dem Glitzer-Dubai, das sich seit den 1990ern ohne Rücksicht auf ökologische Verluste ausbreitet, hat das nicht viel zu tun. Interessant ist es aber auch. Schon klasse, so ein stopover.









Mittwoch, 27.10., 14:13h (MEZ+2)

Ich möchte meiner Flasche Reiswein einen kleinen Tagebucheintrag widmen. Tee ist zu abgedroschen, Kitsch verstaubt im Regal, also dachte ich an eine Flasche Reiswein als typisch chinesisches Mitbringsel für Familie und Kollegen daheim im kalten Deutschland. „In irgendeinem Supermarkt in Shanghai wird es ja wohl Reiswein geben“, denkt sich der naive Markus – und findet in vier Tagen Shanghai nur einen einzigen Supermarkt (in dem es zudem keinen Reiswein gab)! Keine Ahnung, wo die Einheimischen ihre Lebensmittel kaufen, auch in der Nähe der U-Bahnhöfe am Rand der Innenstadt fand ich nur kleine Kioske, aber keinen richtigen Supermarkt. Also auf den Flughafen gehofft – der sich ja (ganz anders als später in Dubai!) wie erwähnt als große Enttäuschung ohne große Einkaufsmöglichkeiten entpuppen sollte. Im Duty-Free-Shop dann nach langer Suche endlich eine Flasche voller chinesischer Schriftzeichen, die vermutlich Reisewein enthielt. Also das Ding gekauft, mission accomplished. Man darf ja Getränke im Handgepäck mitnehmen, wenn man sie erst im duty-free-shop gekauft hat. Das galt zumindest für den Flug Shanghai-Dubai. Dass in Dubai das Handgepäck noch mal durchsucht wird, hatte ich nicht bedacht. Kassenzettel hervorkramen, freundliches betteln, hat alles nichts geholfen, der Chef hat nein gesagt. Jetzt schwitzt meine Flasche Reiswein in Dubai am Flughafen vor sich hin und wird nie erfahren, wie es in Europa aussieht…


Mittwoch, 27.10., 23:20h (MEZ)

Heil gelandet. War ein toller Flug, viele saudi-arabische Pipelines, syrische Dörfer und österreichische Felsen gesehen. Das war’s. Jetzt geht es mit dem Nachtzug weiter, morgen früh werde ich wieder in Berlin im Büro sitzen. Die ersten Eindrücke von Deutschland (bzw. Frankfurt): viele hübsche Menschen mit langen Nasen; viel Dreck und Schmierereien; ziemlich kalt. Kann man mit leben. Werde ich in den nächsten Monaten auch wieder tun müssen. Urlaub ist vorbei.

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